Glenn Gould – Beethoven: Sonaten Nr. 30–32 – Speakers Corner LP
Glenn Gould – Beethoven: Sonaten Nr. 30–32 – Speakers Corner LP
180-Gramm-Vinyl
Über die Spätwerke bedeutender Komponisten wimmelt es von Mythen. Es ist fraglich, ob dies an ihrer Zeitlosigkeit liegt, oder an ihrer oft umfangreichen Form, die große Anforderungen an den Hörer stellt, oder einfach an der überragenden Beherrschung der eigenen musikalischen Sprache des Komponisten, die in reifen Werken zum Ausdruck kommt. Es ist allgemein anerkannt, dass ein Interpret späterer Werke diese mit gebührendem Respekt behandeln und über eine außergewöhnliche Beherrschung seines Instruments verfügen sollte. Nicht so bei Glenn Gould, der es im zarten Alter von 23 Jahren, kurz nach seinem Aufnahmedebüt mit Bachs Goldberg-Variationen für das Columbia-Label, wagte, Beethovens letzte drei Klaviersonaten aufzuführen.
Gould arbeitet wie immer analytisch und doch äußerst fließend die engmaschige kontrapunktische Struktur der schnellen Sätze heraus. Die langsamen Sätze sind fein empfunden, aber frei von kontemplativer Stimmung und schweben sanft durch die Luft, hier etwas trocken angetupft, dann wieder singend und voller runder, wohlklingender Klavierklänge. Bar für Bar merkt man, dass der junge Gould genau weiß, was er tut und mit wem er es zu tun hat. Hier in den Händen dieses jungen Maestro ist Beethovens Geist zweifellos fesselnd und berauschend.
Aufnahme: Juni 1956 im Columbia 30th Street Studio, New York, von Fred Plaut in Mono
Produktion: Howard H. Scott