Miles Davis – My Funny Valentine – MFSL SACD
Miles Davis – My Funny Valentine – MFSL SACD
Das Konzert im Februar wurde als Benefizveranstaltung zur Unterstützung der Wählerregistrierung im Süden veranstaltet und fand auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung statt, einer Sache, die Davis am Herzen liegt. Doch unvorhergesehene Umstände erhöhten den Einsatz. Nachdem er schon Jahre zuvor seine Bewunderung für Kennedy geäußert hatte, scheint Davis die Kompositionen auf „My Funny Valentine“ (und insbesondere den Titelsong) als eine Hommage an den gefallenen Anführer zu betrachten, eine kollektive Selbstmelodie, die aus Stücken besteht, die von zutiefst emotionalen Passagen durchzogen sind, spontan Brillanz, sensible Schönheit und erhabene Eindringlichkeit. Elegische Stimmungen durchdringen die Aufführungen; Davis und sein Harmon-Dämpfer malen mit komplizierten Pinselstrichen.
Der Pianist Herbie Hancock, der Bassist Ron Carter und der Schlagzeuger Tony Williams sind ihrem Anführer ebenbürtig und würden bis später im Jahrzehnt mit Davis weitermachen und dabei helfen, das zu bilden, was heute als „zweites großes Quintett“ bekannt ist. Doch die Geheimwaffe von My Funny Valentine und seiner Schwester Four & More ist der Tenorsaxophonist George Coleman, den die Jazzexperten Brian Morton und Richard Cook als „einen der unbesungenen Helden des modernen Jazz“ bezeichnen. Seine Linien sind subtil und raffiniert, geradlinig, aber zu unerwarteten Richtungen fähig, und hier kommt er voll zur Geltung. Ebenso wie die gesamte Band.
Tatsächlich übertrifft die Kombination aus introspektiver Chemie, lyrischer Reichweite und telepathischer Kommunikation, die das Quintett auf „My Funny Valentine“ demonstriert, wohl die auf jedem anderen von Davis‘ unzähligen anderen Live-Alben. Beim Hören erkennt man, dass sich etwas Besonderes abspielt, und in dieser Neuauflage werden diese Eigenschaften auf eine Art und Weise wiedergegeben, die für die Quelle so transparent wie möglich ist. Verpass das nicht.