Alice Coltrane – Eternity – Speakers Corner LP
Alice Coltrane – Eternity – Speakers Corner LP
„Eternity“ – Alice Coltrane (org, hp, el-p; perc, arr, cond); Terry Harrington (ts); Jerome Richardson (ss); George Bohanon (tb); Oscar Brashear (tp); Tommy Johnson (tba); Hubert Laws (fl); Charlie Haden (b); Ben Riley (b, dr); Armando Peraza (cga); ao
Als der brillante Saxophonist John Coltrane 1967 starb, hatten ihn die Grundwerte der Jazzmusik längst in die spirituelle Welt gezogen („A Love Supreme“, „Ascension“, „Meditations“ usw.). Seine Witwe und letzte Pianistin traten in seine Fußstapfen. Alice Coltrane (1937–2007) suchte nach „kosmischen Klängen, höheren Dimensionen, astralen Ebenen“ – sie hatte einen wichtigen Einfluss auf die vergeistigte, esoterische Musikszene der 1970er Jahre. Ihr erstes Album erschien erst nach John Coltranes Tod, doch „Eternity“ war bereits ihr zehntes. (Im selben Jahr gründete sie in Kalifornien ein Hindu Vedantic Center.) Das Album schöpft seine Kraft aus kontrastreichen Klangwelten. Die Größe des Ensembles reicht vom unbegleiteten Harfensolo („Wisdom Eye“) bis zum großen Orchester mit einer bis zu 25-köpfigen Big Band plus einer 12-köpfigen Streichersektion. Alice Coltranes Hauptinstrument ist die elektrische Wurlitzer-Orgel, deren krächzender Klang an John Coltranes Saxophon erinnert (besonders in der Eröffnungsnummer „Spiritual Eternal“). Meist improvisiert sie modal, geschwungen oder mit meditativer Ekstase – sei es im Stil des Latin-Rocks („Los Caballos“) oder ganz ohne festes Tempo („Morning Worship“ mit Tamboura-Begleitung). Unterstützung kommt von so renommierten Musikern wie Charlie Haden (Bass), Jerome Richardson (Saxophon und Flöte), Hubert Laws (Flöte) und Ernie Watts (Englischhorn). In der Nummer „Om Supreme“ wechselt Coltrane zu einem sanft schwingenden E-Piano von Fender Rhodes, zu dem sich eine sechsstimmige Gesangsgruppe gesellt. Ein überraschender Abschluss des Albums ist eine Orchesteradaption eines Auszugs aus Strawinskys „Le Sacre du printemps“. Hier sind die Momente der Dissonanz und des Free Jazz weit entfernt von meditativer Einkehr.
Aufnahme: August und Oktober 1975 in den Burbank Studios, Burbank, CA, und Westlake Audio, Los Angeles, CA, von Baker Bigsby
Produktion: Ed Michael